Digitale Lehrmittel in der Schule

Lernen ohne Eselsohren

Von Jens Bartels · 2023

Die Coronapandemie hat die Digitalisierung in der Schulwelt vorangetrieben. Dennoch haben die Schulen auch weiterhin großen Nachholbedarf beim digitalen Wandel, etwa bei der Nutzung moderner Technologien im Unterricht. Angebote wie interaktive Tools oder kreative Lernmethoden sind sowohl für Schulleitungen als auch für Lehrkräfte und die gesamte Schülerschaft ein Gewinn.

Ein junges Mädchen hält in der Schule ein Tablet in der Hand.
Auf digitalen Endgeräten wird Unterrichtsstoff interaktiv vermittelt. Foto: iStock / insta_photos

Immerhin: Drei von vier Eltern geben an, dass ihr Kind im Rahmen des Unterrichts bereits mit digitalen Geräten beziehungsweise Anwendungen gearbeitet hat. So lautet eines der Ergebnisse der Studie „21st Century Schools“, mit der die Initiative D21 erstmals den Umsetzungsstand des digitalen Schulunterrichts in den 16 Bundesländern aus Sicht der Eltern untersucht hat. Regional betrachtet, zeigen sich demnach jedoch eindeutige Unterschiede: In Bremen (86 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (81 Prozent) werden deutlich häufiger passende digitale Werkzeuge eingesetzt als in Hessen (64 Prozent) oder Thüringen (63 Prozent). Insgesamt nehmen mehr als vier von fünf der befragten Eltern eine oder mehrere Hürden für die Umsetzung von digitalem Unterricht an der Schule ihres Kindes wahr, entsprechend hoch ist auch der Anteil der Eltern, die den Schulen attestieren, mit digitalen Unterrichtsmethoden überfordert zu sein (42 Prozent). Gefragt nach den größten Hindernissen bei der Umsetzung des digitalen Unterrichts, sehen 39 Prozent der Eltern vor allem die Geräteausstattung sowie die fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen als Hürden. Von mehr als einem Drittel werden fehlende digitale Lehrmaterialien (36 Prozent) genannt. 

Digitale Lehrmittel in der Schule Fördern Selbstständige Arbeit

Dabei sind leistungsfähige digitale Lehrmittel vielseitig einsetzbar und spielen schon heute eine wichtige Rolle, um das eigenständige Lernen der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen und gleichzeitig die Lehrkräfte zu unterstützen. Klar muss in diesem Zusammenhang sein: Digitale Lehrmittel sind viel mehr als ein eingescanntes Dokument oder ein PDF. Sie umfassen didaktisch strukturierte und aufbereitete Lerninhalte wie etwa in Schulbüchern, können aber auch, mit Kommunikations-, Kooperations- und Interaktionsfunktionen von Social Media und weiteren Online-Diensten ausgestattet, erweiterte Lernräume sein. 

Beispielsweise im Geografieunterricht bieten gut gemachte digitale Lehrmittel vielfältige Lerngelegenheiten. Sie helfen beim Zugang zu geografischen Informationen wie Online-Kartendiensten oder Satellitenbildern, aber auch zu Routenplanern oder animierten Darstellungen des Klimawandels in einer bestimmten Weltregion und schaffen dadurch erweiterte Lernszenarien. Interaktive Arbeitsblätter unterstützen in diesem Kontext das eigenständige Lernen durch vielfältige Lernaufgaben, entsprechend dem Leistungsstand der Schülerin oder des Schülers. Dank der digitalen Vernetzung ist es dabei auch möglich, mobil, orts- und zeitunabhängig mit Menschen in Kontakt zu treten und Überlegungen sowie Fragen mit Lernenden in anderen Teilen der Welt und in anderen Kulturkreisen zu teilen. Außerdem lassen sich durch die digitalen Lehrmittel wichtige Fremdtermini zum Beispiel per Mikrofon direkt aufnehmen und auf korrekte Aussprache überprüfen, sowohl von der Schülerschaft als auch von den Lehrkräften. Nicht zuletzt kann am Ende des Themenblocks auch eine Auswertung durch die Lehrkräfte über den Lernstand und -fortschritt schnell und unkompliziert erfolgen.

Qualität statt Quantität 

Allerdings gilt es, für einen bestmöglichen Einsatz digitaler Lehrmittel auch andere Aspekte zu berücksichtigen. „Wie bei jedem anderen Medium auch scheint die entscheidende Frage zum Einsatz digitaler Medien für einen lernförderlichen Unterricht nicht zu sein, ob digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden oder nicht, sondern vielmehr auf welche Art und Weise sie genutzt werden, um einen qualitativ hochwertigen Unterricht zu gestalten“, sagt Tim Fütterer vom Hector-Institut an der Universität Tübingen. Das Institut ging gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien der Frage nach, ob der Einsatz digitaler Medien die Lernbereitschaft der Schülerinnen und Schüler positiv beeinflussen kann und ob Veränderungen im Lernverhalten sowohl mit der Häufigkeit als auch mit der Qualität des Einsatzes in Zusammenhang stehen. Eines der zentralen Ergebnisse der Studie lautet: Wenn der Einsatz digitaler Medien zum Nachdenken anregt oder beispielsweise dazu, Ergebnisse zu diskutieren, haben sie durchaus das Potenzial, die Lernbereitschaft der Schülerinnen und Schüler positiv zu beeinflussen.

Mehr Zeit für Lernende

Insgesamt steht dennoch fest, dass adaptive Lehr- und Lernsysteme, mit denen Schülerinnen und Schüler individuell durch cloudbasierte Lösungen unterrichtet werden, künftig zum Standard gehören werden. Ein entsprechender Algorithmus passt dabei einen riesigen Fundus an Materialien individuell den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler an. Gelernt wird in unterschiedlichen Formaten von der Einzelarbeit bis zum jahrgangsübergreifenden Unterricht mit den Lernenden von den Partnerschulen. Gerade durch die Anwendungs- und Funktionsvielfalt digitaler Lehrmittel lassen sich die Interaktion der Lernenden und das Einschätzungsvermögen der Lehrenden hinsichtlich des individuellen Lernfortschritts Einzelner fördern. Ein weiterer Pluspunkt wird sein: Durch den geringeren administrativen Aufwand haben die Lehrenden insgesamt mehr Zeit für ihre Klasse. 

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