Better Normal

Digitale Fundamente für eine boomende Wirtschaft

Von Christian Raum · 2021

Ohne Cloud wird die Arbeit der Zukunft nicht funktionieren – denn Entwicklungskosten für künstliche Intelligenz, Machine Learning oder Sicherheitssoftware sind so hoch, dass sie nur dann wirtschaftlich betrieben werden können, wenn sich mehrere Anwender die Nutzung teilen. Deshalb gehört der Cloudtechnologie die Zukunft.

Ein Finger tippt auf ein Smartphone, darüber ist ein holografisches Diagramm zu sehen.
Wirtschaftswissenschaftler erwarten für das Jahr 2021 einen Aufschwung. Foto: iStock / Urupong

In kurzen Abständen werden Studien und Analysen veröffentlicht, die konkrete Auswirkungen des Lockdowns untersuchen. In den Führungsetagen gibt es offensichtlich ein starkes Bedürfnis danach, die Schwächen innerhalb der Organisationen beim Umgang mit der Pandemie aufzudecken und anzusprechen, um für die Zukunft bessere und praktikablere Lösungen zu finden. Denn die bisherigen Arbeitsweisen haben sich im vergangenen Jahr als nicht zukunftsfähig herausgestellt. Beispiel Finanzabteilung – sicher einer der sensibelsten Bereiche der Unternehmen. Auf Fehler und Ungenauigkeiten weisen die Autoren einer Studie des Marktforschungsinstituts Censuswide hin. Offensichtlich ist die erfolgreiche Arbeit der Finanzverantwortlichen auf die gewohnte Büroumgebung angewiesen. Denn die Umstellung auf Heimarbeit hat weitreichende Folgen für Finanzabschlüsse, Strategieplanung und auch das Risikomanagement. Laut eines Viertels der Befragten sei die Finanzabteilung nicht in der Lage, Daten schnell genug zu liefern, damit das Unternehmen auf unvorhersehbare Marktveränderungen reagieren könne. Die Mischung aus Remote- und Büroarbeit könnte dies zusätzlich verschlechtern, erklärten rund 24 Prozent der in Deutschland Befragten. 27 Prozent gaben an, aus diesem Grund Ungenauigkeiten in den Finanzdaten zu erwarten. Beunruhigend ist, dass ein Viertel der Unternehmensführungen in der Krise scheinbar im Blindflug unterwegs sind. 

Durchgehende Prozessautomatisierung

Mit Digitalisierung und Automatisierung wollen die Unternehmen die Herausforderungen in den Griff bekommen. Rechnungen werden mit Scannern digitalisiert, von Software ausgelesen, automatisiert in den Systemen der Finanzabteilung gebucht. Dort prüft die künstliche Intelligenz Rechnungen gegen Aufträge, schickt die digitalen Dokumente an die Projektverantwortlichen zur Freigabe und überweist den offenen Betrag. Schließlich werden alle Finanzdaten in tagesaktuellen Auswertungen zusammengefasst und an die Vorstände verschickt.

In wenigen anderen Abteilungen wird so offensichtlich, dass die Arbeit zwischen Menschen und Maschinen nun neu verteilt wird. Und die neuen, sicheren Prozesse erfordern die Digitalisierung nicht nur der Finanzabteilungen. Auch in den Produktionshallen, in den Vorstandsetagen oder der Logistik werden Menschen Aufgaben an Software und künstliche Intelligenz abgeben. In Zukunft gehört es zu ihrer Arbeit, den digitalen Maschinenraum mit Daten zu füttern und dessen Vorschläge zu prüfen und umzusetzen. Um an dem Wirtschaftsboom teilzuhaben, den viele Experten bereits für das laufende Jahr voraussagen, werden die Aufgaben zwischen Maschinen und Menschen neu verteilt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich auf die wertschöpfenden Tätigkeiten fokussieren. Gleichzeitig kümmern sich die Computer im Hintergrund um die immer wiederkehrenden administrativen Aufgaben und Entscheidungen.

Better Normal: Rückkehr ins Büro?

Für viele Abteilungen insbesondere im administrativen Bereich wandelt sich das Homeoffice zum festen Arbeitsplatz und das Management muss sich mit einer neuen Wahrheit anfreunden. Ihr Unternehmen ist in Zukunft keine Organisation mehr, deren Grenzen fest definiert sind – das in der Lobby des Hauptgebäudes beginnt und an den Werkstoren endet. Vielmehr wird das Unternehmen überall dort präsent sein, wo seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterwegs sind, dort wo sie wohnen und auch dort, wo sie mit dem Laptop auf dem Schoß arbeiten. Dasselbe gilt für die Informationstechnologie: Computersysteme und Netzwerke, deren Nutzung auf Gebäude, Werksgelände oder Produktionshallen beschränkt ist, werden in vielen Fällen der Vergangenheit angehören. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jeder Mitarbeiter Teil des Computernetzwerks wird und sicher und zu einhundert Prozent in die Abläufe integriert sein muss – denn das IT-Netzwerk des Unternehmens endet in Zukunft immer dort, wo sich ein Mitarbeiter gerade befindet.

Dreiklang aus Automatisierung, Sicherheit, Prozessen 

Ohne Cloudanwendungen wird diese Arbeit der Zukunft nicht funktionieren – denn die Entwicklungskosten und auch die benötigten Infrastrukturen für Anwendungen wie künstliche Intelligenz oder Machine Learning, für Videokonferenzen oder Sicherheitsanwendungen sind so hoch, dass sie nur dann wirtschaftlich betrieben werden können, wenn sich sehr viele Anwender die Nutzung teilen – und genau das ist eine entscheidende Idee hinter der Cloud. Und wenn Unternehmen ihre IT-Anwendungen nicht mehr in einem abgeschlossenen Netzwerk anbieten, sondern sie über Cloudrechenzentren über das gesamte Internet den Mitarbeitern zur Verfügung stellen, spielen begrenzende Faktoren wie Arbeitszeiten, feste Arbeitsplätze, Gebäude keine Rolle mehr. Doch um im Better Normal mit den richtigen Systemen arbeiten zu können, sind mehr Anstrengungen und Diskussionen erforderlich, als die Versprechen der Hersteller glauben machen. Eine Lehre aus der Vergangenheit ist, dass ein Technologiewechsel nicht die zugesagten einfacheren und überschaubaren Anwendungen bringt. Vielmehr fügen die Anwender ihren seit vielen Jahrzehnten laufenden Computersystemen eine weitere Ebene hinzu, ohne dafür entsprechend viele alte Systeme zu entfernen. Dies macht die Verwaltung und Organisation nicht einfacher, sondern häufig um ein Vielfaches komplizierter. Auch die Kosten für genutzte Informationstechnologie werden – anders als von Herstellern gern versichert – weder geringer noch transparenter. Cloudanwendungen werden zwar in vielen Fällen über ein Abonnement abgerechnet und so ist wenigstens in der Theorie eine übersichtliche Abrechnung vorhanden. Tatsächlich aber werden viele von den Mitarbeitern bisher genutzte Funktionen in den Cloudprogrammen noch nicht oder nie wieder angeboten. Häufig ist es die einzige Lösung, sie von anderen Anbietern zu hohen Kosten einzukaufen, um in den eingespielten Prozessen weiter arbeiten zu können.

Quellen:
Blackline: Das Finanz- und Rechnungswesen in einer Post-COVID-Welt​
Personalwirtschaft.de: NewWork-Studie
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP: WORK | HOME | MOBILE – DIE STUDIE DER BÜRO-INITIATIVE

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