Umdenken

Maske statt Brautkleid

Von Katharina Lehmann · 2020

Deutschland im Lockdown, die Produktion steht still. Doch nicht alle Unternehmen sind von der Krise gleichermaßen betroffen. Mit neuen Geschäftsideen, innovativen Produkten oder Dienstleistungen und dem Erschließen neuer Kundengruppen meistern viele Firmen die Krise. Jetzt kommt es darauf an, Geschäftsmodelle schnell an die neue Situation anzupassen.

Junge Frau mit Nase-Mund-Bedeckung freut sich und hält den Daumen nach oben. Thema: Umdenken in Unternehmen
Foto: iStock/AntonioGuillem

Sportbekleidung, Brautkleider, Autositze – diese Produkte werden in der aktuellen Krise nicht gebraucht. Trotzdem sind die Umsätze von Unternehmen wie Trigema, Bianco Evento, Eterna, Zettl Automotive oder Prevent nicht komplett eingebrochen. Der Grund: Die Bekleidungs- und Sitzbezughersteller haben ihre Produktion umgestellt und nähen nun Schutzmasken und Schutzkleidung für medizinische Einrichtungen, Behörden und die Bevölkerung. Auch andere Branchen haben reagiert: So versorgen Spirituosenhersteller wie Jägermeister oder Berentzen Krankenhäuser mit Alkohol, mit dem diese Desinfektionsmittel herstellen können. Und der Automobilhersteller Volkswagen prüft, seine Produktion umzustellen und so Hersteller von Medizintechnik wie Beatmungsgeräten mit dem Bau und der Zulieferung eigener Teile zu unterstützen. Es gehe um Komponenten, die sich mit 3D-Druckern aus der Kunststoffteile- oder Prototypenfertigung herstellen ließen, sagt eine Sprecherin.

Die Beispiele zeigen: Es ist durchaus möglich, in der Krise erfolgreich und nachhaltig zu wirtschaften. Was Unternehmen dazu brauchen, ist vor allem Flexibilität – und Kreativität. Überhaupt sind auch im Lockdown nicht alle Wirtschaftszweige gleichermaßen von Umsatzeinbrüchen betroffen. Lebensmittelproduzenten und Hygieneartikelhersteller, Logistiker und Spediteure, Energieversorger und Telekommunikationsanbieter arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen, um die Bevölkerung, die derzeit in den eigenen vier Wänden auf das Ende der Pandemie wartet, mit dem Wichtigsten zu versorgen.

Umsatzzuwächse im zweistelligen Bereich

So habe der Lebensmitteleinzelhandel im März Umsatzzuwächse von bis zu 40 Prozent verbuchen können, meldete der Marktforscher IRI. Und auch im April lagen die Umsätze der Supermärkte und Discounter deutlich über denen des Vorjahresmonats. Den Grund dafür sehen die Experten aber nicht nur in der Bevorratung. Vor allem werde der wegfallende Außer-Haus-Konsum kompensiert. Denn Mensen und Kantinen, Restaurants und Cafés sind weiterhin geschlossen. 

Wer lange Lockdown-Abende mit Chips und Wein gemütlich auf dem Sofa verbringt, braucht auch Unterhaltung. So freuen sich Streamingdienste derzeit über höhere Abonnentenzahlen. Und die Erfahrung zeigt: Wer einmal ein Abo abgeschlossen und die Vorzüge der schier unendlichen Streamingvielfalt genossen hat, wird so schnell nicht wieder kündigen.

Umdenken: Online-Shopping statt Einkaufsbummel

Gefragt sind auch die Online-Händler. Vor allem in den Wochen, in denen die Geschäfte geschlossen waren, verbuchten viele von ihnen ein deutliches Umsatzplus, weil Konsumenten umso mehr online kaufen. So wuchs beim Online-Riesen Amazon der Umsatz so stark, dass das Unternehmen zusätzliche Arbeitskräfte suchte. Aber auch kleine und regionale Händler, die ihr Geschäft um einen Online-Shop ergänzt haben oder diesen in den vergangenen Wochen schnell auf die Beine gestellt haben, sind klar im Vorteil.

Deutliche Umsatzzuwächse spürten in den vergangenen Wochen auch die Erotikshops. „Infolge der Corona-Krise stieg der Verkauf in Deutschland um durchschnittlich 94 Prozent, wobei täglich bis zu 800 Bestellungen mehr eingehen als an einem regulären Werktag“, teilte die niederländische EDC Retail mit, die den Online-Shop Beate Uhse betreibt. „Am bisher umsatzstärksten Tag des Jahres 2020 konnte sogar ein Wachstum von 162 Prozent verzeichnet werden.“ Seit Beginn der Corona-Krise in Europa sei vor allem die Nachfrage nach Gleitmitteln und Kondomen gestiegen. Auch andere Erotik-Versender wie Orion oder eis.de sowie Kondomhersteller wie Ritex und Einhorn berichten von einer größeren Nachfrage.

Logistiker gefragt

Essenziell ist in so einer Situation, dass die Lieferketten funktionieren. Nicht nur Millionen Menschen zu Hause hoffen, dass ihre online bestellten Waren schnell ankommen. Auch die Unternehmen und medizinische Einrichtungen sind darauf angewiesen, dass Güter und Fertigungskomponenten zeitnah eintreffen und Lieferketten – soweit möglich – nicht unterbrochen werden. So leisten die Logistiker einen Beitrag, den Nachschub von Artikeln zu gewährleisten. Es sind all diese Unternehmen und ihre Mitarbeiter, die Deutschland auch in Zeiten von Corona am Laufen halten. Viele von ihnen werden gar gestärkt aus der Krise hervorgehen.

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