Lehren in anderen Ländern

Wo Deutschland noch hinterherhinkt

Von Pia Wegener · 2023

Schüler melden sich im Klassenraum.
Eine gute Schulbildung bereitet Kinder optimal auf das Leben vor. Foto: iStock / Smederevac

Digitalisierung, selbstständiges Lernen und gleiche Bildungschancen für alle: Deutschland hat in vielen Bereichen des Schulsystems Nachholbedarf. Das zeigt sich vor allem im Vergleich mit anderen EU-Staaten, in denen es besser läuft. Neben Startschwierigkeiten bei der Digitalisierung des Unterrichts ist vor allem der aktuelle Lehrkäftemangel Grund für den Rückstand auf Länder wie Schweden und Finnland.

Als im Jahr 2000 die Ergebnisse der ersten PISA-Studie veröffentlicht wurden, saß der Schock tief. Monatelang wurde über die Schieflagen im deutschen Bildungssystem geredet, nachdem Deutschlands Schülerinnen und Schüler mit ihren Leistungen gerade mal im unteren Mittelfeld gelandet waren. Die erhoffte Reformation des Schulsystems hat seitdem aber nicht stattgefunden. Das zeigt auch der wachsende Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgänger hierzulande. Der ist in den vergangenen zehn Jahren im EU-Durchschnitt gesunken, in Deutschland aber gestiegen. Hinzu kommen neue Herausforderungen für Lehrkräfte, etwa der richtige Umgang mit der Digitalisierung.

Reichlich Nachholbedarf

Dass in diesem Bereich Nachholbedarf besteht, haben zuletzt die pandemiebedingten Schließungen von Schulen gezeigt. Bei der Umstellung auf Online-Unterricht hat es an vielen Stellen gehapert. Anderen EU-Ländern gelang der Umstieg von Präsenz- auf Online-Lehrstunden leichter. Dabei fordern laut einer Umfrage des Nachhilfeanbieters Go-Student 77 Prozent der Kinder in Deutschland mehr Technologie im Lehrplan. Dass sich nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Lehrkräfte eine Reform wünschen, zeigen die Ergebnisse einer Umfrage unter Schulleitenden. Demnach ist die Mehrzahl der Befragten der Meinung, das deutsche Bildungssystem sei noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Die größte Baustelle haben sie auch ausgemacht: den Lehrkräftemangel.

Lehren in anderen Ländern: Nordische Vorbilder

Vorbild für ein modernes Schulsystem ist das der Finnen. Kein Wunder, wird Kindern dort so früh wie möglich der Zugang zur digitalen Welt eröffnet – unter anderem mit Programmier-Kursen. Klagen die dringend benötigten Quereinsteiger hierzulande über mangelnde Teamarbeit und lähmende Bürokratie, können Lehrkräfte in Finnland ihre Lehrinhalte kreativ gestalten und mit Schulpsychologinnen und -psychologen sowie Sozialarbeiterinnen und -arbeitern zusammenarbeiten. Hinzu kommen überdurchschnittliche Investitionen in Schule, Ausbildung & Co.: Mehr als sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts fließen in den Bildungssektor. In Deutschland waren es zuletzt 4,5 Prozent. Mehr Geld für Schulen: ein erster Schritt, um auch die anderen Baustellen im deutschen Bildungssystem angehen zu können.

Quellen:
WDR: Darum gibt es in Finnland keinen Lehrermangel
Deutscher Bundestag: Nachhaltigkeit in Bildung stärker verankern
NDR: Kritik an Schule: Ist unser Bildungssystem noch zeitgemäß?
leben & erziehen: Technologie im Unterricht
Cornelsen: Auf einen Blick

Schon gewusst?

Im Bereich Digitalisierung ist Finnland Deutschland weit voraus. Tablets und digitale Klassenbücher gehören schon lange zum Standard. Auch „Elias“ ist in vielen finnischen Klassenzimmern vertreten. Hierbei handelt es sich um einen etwa 60 cm großen humanoiden Roboter, der die Schülerinnen und Schüler im Lernen von 22 Fremdsprachen unterstützt.
Quelle: https://www.lehrer24.net/unterricht/schule-in-finnland-roboter-als-professionelle-lehrkraefte; Zugriff: 07.03.2023

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