Wohin spenden?

Gutes geben

Von Katharina Lehmann · 2024

Ob Naturkatastrophe oder Krieg, für Kinder oder Tiere, Kultur oder Sport – die Deutschen spenden. Vor allem zum Jahresende öffnen sie noch einmal die Portemonnaies. Doch die Zahl der Spendenden ist seit Jahren rückläufig.

Ehrenamtliche übergeben Kleidung
Nicht nur im Winter: Spenden und ehrenamtliches Engagement sind den Deutschen wichtig. Foto: iStock / dragana991

Weihnachtszeit ist Spendenzeit: Jedes Jahr im Dezember zücken die Deutschen besonders großzügig den Geldbeutel, um Hilfsbedürftige mit Geld- und Sachspenden zu unterstützen. Mehr als eine Milliarde Euro spenden die Deutschen im Schnitt rund um die Feiertage – das sind etwa 20 Prozent des Gesamtspendenvolumens. Kein Wunder, sinnieren die Menschen doch gerade zur Weihnachtszeit über ihr Leben. Sie merken, dass es ihnen trotz aller Probleme doch gut geht und sie nicht die gleichen existenziellen Sorgen haben wie Menschen, die vom Schicksal hart getroffen wurden. So möchten sie zum Fest der Nächstenliebe etwas weitergeben und Gutes tun.

Im Gesamtjahr 2022 haben die Deutschen rund 5,7 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen und Kirchen gespendet. Damit wurde das mit Abstand beste Ergebnis aus dem Vorjahr nahezu bestätigt. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist das Spendenniveau nur leicht um 1,6 Prozent gesunken, hat die GfK im Rahmen ihrer alljährlichen Studie „Bilanz des Helfens“ im Auftrag des Deutschen Spendenrats herausgefunden. „Die große Solidarität der Spendenden war 2022 ungebrochen, trotz der schwierigen aktuellen Lage aufgrund der hohen Inflation und steigenden Energiepreisen“, heißt es in der Studie. Im Schnitt gab jeder Spender 43 Euro pro Spendenvorgang. „Das Spendenaufkommen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Wir sehen immer wieder, dass während großer Krisen mehr gespendet wird“, weiß auch Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrates. Verwunderlich sei das nicht, gebe es doch Sondersendungen im Fernsehen, Spendengalas und viele weitere Informationen. Jedoch: „In jüngerer Vergangenheit sehen wir, dass es weniger Menschen werden, die spenden“, mahnt Wulff.

Die größte Spendenbereitschaft erlebt Wulff bei der Generation 70plus. 43 Prozent der Spendenden waren im vergangenen Jahr 70 Jahre und älter. 421 Euro gab die Altersgruppe im Schnitt pro Person. Das liege auch daran, dass die Älteren mehr Geld zur Verfügung haben als Jüngere und zudem noch Zeiten und Situationen erlebt haben, in denen sie selbst einmal auf Hilfe angewiesen waren. Allerdings verzeichnet diese Altersgruppe aufgrund des demografischen Wandels auch den höchsten Spenderrückgang. Finanziell angespannt scheint dagegen die Situation der 40- bis 49-Jährigen. Dieser Altersgruppe gehörten im vergangenen Jahr nur neun Prozent der Spendenden an. Im Schnitt gaben sie 234 Euro pro Spende.

Richtigen Spendenzweck finden

Doch karitative Einrichtungen und Hilfsorganisationen sind nach wie vor auf Spenden angewiesen. Werden diese geringer, müssen auch Unterstützungsmaßnahmen und Hilfsprogramme zusammengestrichen werden. Viele Spendenwillige wissen jedoch gar nicht genau, für welchen Zweck und an welche Organisation sie eigentlich spenden wollen. Insgesamt 630.000 gemeinnützige Organisationen gibt es in Deutschland. Sich da einen Überblick zu verschaffen ist nahezu unmöglich. Eine erste Übersicht bieten Verbände wie der Deutsche Spendenrat oder das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). „Wenn Sie eine Spende tätigen möchten, dann sollten Sie in die Mitgliederliste des Deutschen Spendenrats schauen und sich für eine Organisation entscheiden“, erklärt Wulff. „Sie können die Liste auf unserer Seite auch thematisch filtern – nach humanitärer Hilfe beispielsweise oder Natur- und Umweltschutz, Sport, Kultur und mehr.“ Die meisten Spenden entfielen im vergangenen Jahr auf den Bereich der humanitären Hilfe. Insgesamt 76,4 Prozent aller Spenden gingen an Einrichtungen, die Geflüchtete oder Menschen in Not, Krisen oder Katastrophen unterstützen, Kinder- und Jugendhilfe leisten, sich für Bildung einsetzen oder langfristige Entwicklungshilfen organisieren. Aber auch für die Bereiche Tierschutz, Kultur- und Denkmalpflege, Theater- und Filmförderung sowie Sport wird regelmäßig gespendet.

Wohin spenden? Auf Seriosität achten

Wissen Spendenwillige, welchen Zweck und welche Organisation sie unterstützen möchten, gilt es, die Seriosität des Spendenempfängers zu prüfen. Wichtig ist herauszufinden, ob die Organisation gemeinnützig ist – in der Regel ist der Verweis auf die Gemeinnützigkeit auf der Internetseite angegeben. Hilfreich ist zudem zu schauen, welche konkreten Projekte die Organisation schon unterstützt hat und wie die Finanzdaten aussehen. Und nicht zuletzt sind Spendenzertifikate oder -siegel ein guter Anhaltspunkt. Um sie zu erhalten, müssen gemeinnützige Organisationen zahlreiche Kriterien erfüllen und transparent mit den gespendeten Geldern umgehen. Als bedeutendste gelten vor allem die beiden großen Zertifikate Siegel des Deutschen Spendenrates und des DZI sowie der Anschluss an die Initiative transparente Zivilgesellschaft. Für alle, die kein Geld geben können, aber mit tatkräftiger Hilfe unterstützen möchte, hat Wulff noch einen Tipp: „Wenn Sie ehrenamtlich tätig sein möchten, bietet sich gerade in der Advents- und Weihnachtszeit vieles an: Jedes Seniorenheim freut sich über Menschen, die für einen Nachmittag Weihnachtsgeschichten vorlesen, oder wenn ein Kinderchor vorbeikommt und Weihnachtslieder singt. Das kenne ich auch aus meiner eigenen Kindheit: Mit dem Kirchenchor waren wir viel in den Altersheimen und in Krankenhäusern unterwegs. Das hat mir als Kind viel Spaß gemacht, und ich hatte das Gefühl, meine Zeit sinnvoll verbracht zu haben.“

Sachspenden: Zuerst fragen

Sachspenden liegen im Trend, mit handfesten Dingen zu helfen, erscheint vielen Spendenden menschlicher und sinnstiftender. Doch Achtung: Nicht für jede Sachspende gibt es wirklich einen Bedarf bei den Hilfsorganisationen. Wenn gemeinnützige Organisationen für Kinder- und Jugendhilfe den hundertsten Teddy bekommen, hilft das nicht weiter. Oftmals werden Verbrauchsgüter wie Windeln oder Körperpflegeprodukte dringender benötigt. Ratsam ist deshalb, vor der Sachspende bei der Organisation anzurufen und zu fragen, welche Dinge konkret benötigt werden. Und den Teddy, der schon so lange im Schrank auf seinen neuen Besitzer wartet, über Kleinanzeigen oder Internetplattformen zu verkaufen. Der Erlös kann dann direkt der gewünschten Organisation zugutekommen. So ist allen geholfen.

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