Neue Technologien

Unendliche Weiten

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2024

Innovationen und Technologiesprünge treiben den digitalen Wandel in bisher unbekanntem Tempo voran. Und die Transformation verändert auch die Art, wie wir kommunizieren, konsumieren, uns bilden und entspannen – und vor allem, wie wir arbeiten. Gerade die IT-Branche steht vor spannenden Umbrüchen. Wer erfolgreich sein will, braucht aber neue Skills und Kompetenzen.

Eine menschliche und eine Roboterhand: ihre Zeigefinger berühren sich.
Smarte Maschinen nehmen uns lästige Aufgaben ab. Foto: iStock / David Gyung

Es ist noch nicht einmal zwei Jahre her, da stellte Open AI seinen KI-Chat-Bot ChatGPT vor – und der Einschlag war enorm. Heute nutzen viele Menschen schon ganz selbstverständlich die Generative KI und erstellen mit wenigen Kommandos Präsentationen, Videos, Bilder oder Texte. So krempeln Generative KI und Large Language Models nicht nur unser aller Leben um, sondern auch die Art, wie wir arbeiten – vor allem in der Informationstechnologie. Hier entstehen gerade zahlreiche neue Jobs und Karrierewege. Einer davon: das Prompt Engineering, also das Übersetzen menschlicher Sprache in eine Anweisung, die der KI den bestmöglichen Output entlockt. „Prompt Engineering erfordert eine gute Sprachbeherrschung, die Fähigkeit, lateral zu denken, und ein Verständnis der zugrunde liegenden Technologie. Auf den ersten Blick kann das simpel erscheinen. Wenn es aber darum geht, Antworten in konsistenter Qualität für komplexe Anfragen zu generieren, sieht die Sache ganz anders aus”, erklärt der selbstständige KI-Berater Richard Batt. So entstehen gerade zahlreiche neue Jobs und Beschäftigungsfelder in der IT, andere verändern sich rapide. Auf der einen Seite wird es in Zukunft hochspezialisierte Software-Ingenieure brauchen, die KI-Produkte entwickeln; auf der anderen Seite aber auch professionelle Anwender, die mithilfe von KI-Tools Tech-Produkte herstellen. Zudem werden die Aufgaben komplexer; das Software-Development wird immer mehr zum Ingenieursberuf. Die Technologieinnovationen erfordern immer neue Skills und Fähigkeiten; ganz neue Aufgaben gilt es zu bewältigen. Andere hingegen, vor allem die lästige Monkey Work, also wiederkehrende Routineaufgaben wie Code Completion, Dokumentation, Bug Discovery, Unit Tests, werden von der KI übernommen. Klar ist: KI verändert die Arbeitswelt der Techies – sicherlich aber im Positiven. 

Neue Technologien, Neue Berufe, neue Skills

Darüber hinaus schafft die KI zahlreiche neue Berufsfelder in Unternehmen über alle Branchen und Größen hinweg. Neben den eingangs erwähnten Prompt Engineers, die als IT-Expertinnen und -Experten die KI in Unternehmen anwenden und mithilfe der generativen Tools neue Produkte schaffen, suchen einige  Unternehmen schon sehr gezielt nach einem Chief Artificial Intelligence Officer. Begehrt sind auch AI Operations Experts, die dafür verantwortlich sind, die effektive Nutzung der KI in Unternehmen zu leiten. Aber auch Berufsfelder wie Data Scientists oder Machine Learning Engineers und Data Product Owner sind besonders gefragt. Diese Berufe erfordern nicht nur technische Kenntnisse, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Daten zu analysieren und zu interpretieren. Darüber hinaus entstehen Rollen außerhalb der rein technischen Sphäre wie Data Stewards, die sich um Datenqualität kümmern, oder KI-Controller, die für den rechts- und compliance-konformen Einsatz von KI-Technologien verantwortlich sind. Algorithmus-Ingenieurinnen und -Ingenieure entwickeln und implementieren Algorithmen für Software und Computersysteme. Dabei lösen sie komplexe Rechenprobleme und arbeiten oft mit großen Datensätzen, um zu diesem Zweck komplexe Algorithmen zu entwerfen, die die Geschäftsanforderungen erfüllen. So entwickeln sie skalierbare Lösungen, die mit allen ethischen und rechtlichen Anforderungen in Einklang stehen.


Und auch die KI selbst bietet noch jede Menge Potenziale. KI-Forschende können dabei unterstützen, die optimalen Anwendungsfälle für Künstliche Intelligenz innerhalb einer Organisation zu ermitteln. AI Researcher helfen dabei, neue, effizientere KI-Modelle und -Algorithmen zu entwickeln und aktuelle KI-Tools zu optimieren. Dazu müssen sich KI-Forschende insbesondere mit Daten- und Automatisierungsinfrastrukturen, ML-Modellen, KI-Tools und -Algorithmen, Data Science und Software-Entwicklung auskennen und in der Lage sein, KI-Modelle von Grund auf neu zu erstellen. Insgesamt gilt es gerade in der IT, die neuen Trends, Technologien und Entwicklungen neugierig zu verfolgen. Wer dann auch noch die Grundlagen beherrscht – also in zumindest einer Programmiersprache fit ist, das Zusammenspiel von Hard- und Software versteht und durchdringt, wie generative Prozesse funktionieren, der ist bestens gerüstet für die Zukunft und schon heute heiß begehrte Fachkraft.

Mehr Geld

Mit der steigenden Nachfrage nach IT-Fachkräften, die schon heute die Zahl der in dem Beruf Tätigen übertrifft, steigt auch der Fachkräftemangel – und damit verbessert sich die Position der Fachkräfte im Gehalts- und Benefitpoker. Klar ist: Ohne Homeoffice und Vacation-Optionen, technologische Ausstattung auf dem höchsten Stand und eine wertschätzende und offene Unternehmenskultur geht heute für viele IT-Professionals gar nichts mehr. Doch auch das Gehalt steht nach wie vor im Fokus. Im Durchschnitt verdienten IT-Fachkräfte in Deutschland im vergangenen Jahr rund 62.100 Euro. Der Medianwert der ITler-Jahresgehälter lag bei 60.000 Euro. Besonders gut bezahlt wurden Studien zufolge Security-Fachleute, Datenbank- und SAP-Spezialisten sowie Java Developer mit Gehältern von teils weit über 60.000 Euro. Je ausgeprägter und spezialisierter die Kenntnisse und Fähigkeiten der Expertinnen und Experten, desto mehr strebe das Gehalt gen 90.000 Euro. Im internationalen War for Talents sind das aber keine wettbewerbsfähigen Gehälter – schon gar nicht, wenn es um die komplexeren KI-Jobs geht. So verdient ein hochspezialisierter Machine Learning Engineer in einer der großen US-Firmen durchaus 250.000 Dollar und mehr. Ein Problem für Europa: Denn mit solch exorbitanten Gehältern werben die US-Giganten die cleversten Köpfe aus Europa und der Welt ab und sichern sich so die beste Ausgangsbasis für Innovationen und Technologiesprünge.

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